Können Tiere dieselben Farben sehen wie wir?

Die Farbwahrnehmung wird von den Zapfen gesteuert, das sind lichtempfindliche Fotorezeptoren in der Netzhaut des Auges. Vereinfacht könnte man sagen: mehr Zapfen, mehr Farben.

Die meisten Säugetiere – Hund, Katze, Maus – verfügen über zwei Sehzapfen: Blau und Grün. Ausnahme bildet der Mensch und seine nächsten Verwandten, die Primaten. Sie entwickelten schon früh einen dritten Zapfen für warme Rot-Gelbtöne. Vermutlich, um reife Früchte in den Bäumen besser zu entdecken.

Es gibt sogar einige wenige Menschen, die über vier Zapfen verfügen. doch für die Mehrheit unserer Spezies gilt: Mit drei Zapfen können wir alle Farben des Regenbogens sehen: Rot, Orange, Gelb, Grün ein helles-, ein dunkles Blau und Purpurviolett. Tatsächlich bietet die Natur aber immens viel mehr Farben. Doch wer kann die sehen?

Mensch oder Tier?

Die Evolution hat das Farbsehen der ersten Lebewesen – Fische, Reptilien, Vögel und Insekten -perfekt an deren jeweiligen Bedürfnisse angepasst. Heute wissen wir, dass die meisten Tiere Farben sehen und voneinander unterscheiden können. Ja, sogar nehmen manche Tierarten eine viel breitere Palette an Farben wahr als der Mensch. Die „Krone der Schöpfung“ hat definitiv nicht die besten Augen.

Biologen gehen heute davon aus, dass dem Menschen schon sehr früh die Fähigkeit abhanden kam, ultraviolettes Licht zu sehen. Warum? Es schadete uns mehr als es uns nutzte. Denn durch unsere relativ lange Lebenszeit war es besser, unsere Augen vor den schädlichen UV-Strahlen zu schützen. Sonnenbrillen gabs noch nicht, doch Evolution ist erfinderisch.

Wer kann UV-Licht sehen – und wozu?

Insekten sind aufgrund ihrer geringeren Lebensdauer nur kurz den zerstörerischen UV-Strahlen ausgesetzt. Für sie, wie für alle Gliederfüßler von Raupe bis Krebs und auch für einige Vogelarten, dient das UV-Licht der optischen Orientierung. Sie sind mit vier Zapfen ausgestattet: Rot, Grün, Blau und Violett.

So ist es der Biene möglich, einen Anteil ultravioletten Lichts zu sehen. Auf die Wiese bezogen heißt das: Sie erkennt zwar nicht die Farbe Rot des Klatschmohns, sieht aber die ultravioletten Strahlen, die von der roten Blüte reflektiert werden. Der Biene wie auch dem Kolibri leuchtet die Nahrung quasi entgegen. Ungefähr so wie uns der Typ im weißen Shirt bei UV-Licht auf der Tanzfläche.

Unser Tipp: Mit seiner Schwarzlicht-Fotografie hat Craig Burrow dieses fluoreszierende Leuchten der Blumen in spektakulären Fotos für uns sichtbar gemacht.

Übrigens haben sich auch die Pflanzen evolutionär an die Insekten angepasst: Ihre Blüten strahlen kräftigen Farben um die Wette und locken mit intensiven Farben ihre geflügelten Bestäuber*innen an. Schließlich geht es – bei Bienchen wie Blümchen – um Fortpflanzung und Arterhaltung. Und nebenbei auch um unser Honigbrötchen.

Rot ist eine anregende Farbe – für wen?

Feuerwehr, Ampel, Fliegenpilz – die Warnfarbe Rot aktiviert vor allem das menschliche Gehirn. Man vermutet, dass dieser anregende effekt von der Farbe unseres Blutes abzuleiten ist. Auch die Liebe drücken wir gerne mit roten Herzchen aus, und Verliebte schauen sich durch die rosarote Brille an.

Für alle anderen Säugetiere spielt Rot eine unbedeutende Rolle. Fraglos sieht auch der Stier in der Arena nicht rot, wie die Redewendung sagt, sondern Grau. Was ihn reizt ist eindeutig der Matador, wenn er sein Tuch in schnellen Bewegungen vor den Hörnern hin und her schwenkt.

 

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